Zoran Tairovic - Invisible Gipsy: Malerei, Musik & mehr

[Zoran Tairovic]

Ein „Star“ der europäischen Roma-Kunstszene in Reutlingen

Haus der Volkshochschule, Galerie im Turm und
Galerie Gutekunst, Hauffstr. 16
27. März bis 23. April 2011

 Zoran Tairovic, Jahrgang 1966, gehört mittlerweile zu den auch international renommiertesten Künstlern aus Serbien, ist unter den Roma einer der wichtigsten Europas. Ausgebildet an der Akademie der Schönen Künste in Novi Sad – zunächst mit dem Schwerpunkt Grafik und Malerei, bald ergänzt durch interdisziplinäre Studien der angewandten Künste – hat sich Tairovic zu einem ganz außergewöhnlichen Multimedia-Künstler entwickelt, für den auch Theater und Musik eine wesentliche Rolle spielen. Nicht zuletzt die von ihm betriebene Gründung des Interkulturellen Theaters III/40 in Novi Sad (2008) macht dies deutlich. Seine Oper „Invisible Gipsy“ wurde mit den Belgrader Philharmonikern uraufgeführt. Als gebürtiger Roma ist Zoran Tairovics künstlerische und kunstwissenschaftliche Arbeit nicht zuletzt auch darauf ausgerichtet, gegen die verbreiteten und auch am eigenen Leibe verspürten Vorurteile gegen „Zigeuner“ anzukämpfen.
Der auch international mit beachtlichen Preisen ausgezeichnete Maler – u. a. Primo premio San Giorgio, Ferrara (2001), First award Pittsburgh Arts Collaborative (2002) – und vielen Ausstellungen zwischen Serbien, USA und Bolivien war in Deutschland (München) in einer Einzelausstellung zuletzt 1995 zu sehen.

Tairovic besticht durch seine absolute Virtuosität des Malens - in Öl, im Einbinden von Blattgold und Schrift. So gelingt ihm eine Suggestivität, die aus der Distanz eine geradezu ikonenartige Präzision der Details vermuten lässt. Aus der Nähe betrachtet hingegen wird die Beweglichkeit, ja Flüssigkeit der Dinge und Porträts zum Ausdrucksträger.

Vielfältig sind die Einflüsse seiner Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten künstlerischen Traditionen, die in seinen ganz eigenen Stil hereinwirken. Da spürt man die Porträttradition der europäischen Renaissance - seine hier ausgestellte, in den neunziger Jahren entstandene Grafik-Serie ist nicht zufällig eine Hommage an Botticelli -, den Hintergrund der serbisch-orthodoxen Ikonenmalerei, donauländische Traditionen des Jugendstils und des bis heute aktuellen Surrealismus’ genau so wie die an Chagall erinnernde spielerische Formfreiheit assoziativer Komposition. Dabei scheint sich auch der schmelztigelartige Charakter seiner Heimatregion, der Vojvodina, zu spiegeln.

 

Melancholie und Kostbarkeit des vollen Lebens mögen die Grundaussage all seiner Bilder bestimmen:
Melancholie der Pracht / Pracht der Melancholie
Melancholie der Schönheit / Schönheit der Melancholie
Melancholie der Weisheit / Weisheit der Melancholie
Melancholie des Lebendigen / das Lebendige der Melancholie

Kostbarkeit der Pracht / Pracht der Kostbarkeit
Kostbarkeit der Schönheit / Schönheit der Kostbarkeit
Kostbarkeit der Weisheit / Weisheit der Kostbarkeit
Kostbarkeit des Lebendigen / das Lebendige der Kostbarkeit

Melancholie der Kostbarkeit / Kostbarkeit der Melancholie.

Tatsächlich scheint Zoran Tairovic seine ganz eigene künstlerische Sprache der Seele der Roma gefunden zu haben, jenseits der Klischees.

 

Eine Mischung von Stücken aus musikalischen Bühnenwerken Zoran Tairovics, Roma-Traditionals und russischen Volksweisen sowie mitreißenden Arrangements von Werken Dvoraks und Bachs war am Freitag, 25. März, im Saal der Volkshochschule mit Davorka Bosnic-Dunic (Gesang) und Aleksandar Uzelaz (Klavier) zu hören. Ein ca. dreiminütiger Ausschnitt ist hier im MP3-Format zu hören.